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Eiko
Administrator

MB 100 – Motorschaden in Spanien

Ersatzteile von einem anderen Kontinent!!!

Mairallye 2014 – Die bisher größte Reparatur im Rahmen einer Dust and Diesel Rallye.

Schon sechs Tage vor Rallyestart bin ich aufgebrochen, um bei einem Kumpel in Madrid drei Tage zu verbringen. Doch daraus wurde leider nichts. Bereits am ersten Tag in Madrid erhielt ich die Nachricht, dass ein MB100 in Tarifa stand, der Motor sehr schlecht lief und das komplette Öl durch den Kettenspanner nach außen gedrückt hat. Überhaupt kein gutes Zeichen!
Zwei Stunden später, der nächste Anruf. Florian hat diagnostiziert, dass der Motor auf einem Zylinder keine Kompression mehr hat. Fazit: Motorschaden. Da dies aber wohl genau bei der Ankunft auf dem Campingplatz passiert war und bis zum Rallystart noch eineinhalb Tage Zeit waren, gab es also noch Hoffnung. Ich bin dann am nächsten Morgen direkt die letzten 690 Kilometer bis Tarifa gefahren. Bei meiner Ankunft sah es dann so aus. Die Rallyewerkstatt war startklar.

Die wichtigsten Vorarbeiten waren von Christian schon mehr oder weniger professionell erledigt worden. Wir konnten also direkt mit meinem Werkzeug den Zylinderkopf demontieren, um den genauen Schaden festzustellen.

Die Kolben und Ventile waren optisch zwar deutlich gebraucht, aber in Ordnung. Der richtige Schaden kam erst zutage, nachdem wir den Kolben des dritten Zylinders ausgebaut hatten. Der Steg zwischen den Kolbenringen war gebrochen. Somit ging der Kompressionsdruck am Kolben vorbei in die Ölwanne und drückte das Öl nach draußen.

Was nun> Einen Ersatzkolben hatte ich natürlich nicht in meinem Ersatzteilvorrat. Die erste Idee war natürlich der nächste offizielle Mercedeshändler in Algeciras. Dass sie dort solche besonderen Teile auf Vorrat haben oder schnell besorgen könnten, war zwar unwahrscheinlich, aber einen Versuch wert.
Die alles entscheide Idee kam natürlich wieder von Florian. Das Team vom MB100 bestand aus vier Leuten. Zwei standen also am nächsten Morgen um acht Uhr bei Mercedes in Algeciras. Die anderen beiden fuhren morgens mit der ersten Fähre rüber nach Marokko und vier Stunden später mit der nächsten Fähre wieder zurück, um einen Kolben und eine Zylinderkopfdichtung zu besorgen.

Ergebnis: Mercedes brauchte leider fast eine Woche, um die Ersatzteile aus Deutschland zu besorgen. Doch in Marokko hat Christian es in vier Stunden geschafft, vier gebrauchte Kolben und eine neue Zylinderkopfdichtung zu besorgen.

OB SCHON MAL JEMAND IN VIER STUNDEN GEBRAUCHTE ERSATZTEILE FÜR EINEN 25 JAHRE ALTEN MERCEDES VON EINEM ANDEREN KONTINENT BESORGT HAT>>>

Die Kolben wurden allerdings in Afrika nach Ludolfmanier einfach auf einem riesigen Ersatzteilhaufen gelagert und sahen dementsprechend verkratzt und vermackt aus. Da wir aber nichts andres hatten, habe ich in mühevoller Kleinarbeit mit Schmirgelpapier alle Ecken und Kanten geglättet.

Dabei stellte sich auch noch heraus, dass der Kolben minimal zu klein war. Aber ich dachte mir, besser zu klein als zu groß. Der Kolben muss da jetzt rein. Dies gestaltete sich ohne das hierfür passende Werkzeug allerdings etwas schwierig. Mit Kabelbindern wurden die Kolbenringe nacheinander zusammengedrückt und der Kolben mit der Faust vorsichtig Stück für Stück eingeschlagen.

Nun wurde der Motor komplett zusammengebaut. Hierbei kam uns dann Florian zum passenden Zeitpunkt für die Einstellung der Steuerzeiten zu Hilfe. Der Motor musste nämlich leider beim Zerlegen mehrfach verdreht werden, um die Pleuelschrauben mit einem Ringschlüssel lösen und festziehen zu können. Hierbei wurde natürlich alles komplett verstellt. Abends um 22 Uhr sprang der Motor nach dem Entlüften der Dieselleitungen beim ersten richtigen Startversuch auch sofort an.
Um drei Uhr morgens war der Wagen dann komplett zusammengebaut und abfahrbereit, um aus eigener Kraft um sechs Uhr in Richtung Hafen und auf die Fähre nach Marokko zu fahren. Eine sehr kurze Nacht für uns, aber dafür konnten alle Ralleyfahrzeuge starten!

Zuletzt hat Florian am Ruhetag in Marrakesch mit seinen sehr guten Dieselkenntnissen noch die genaue Einstellung der Dieselpumpe übernommen. Dafür war nachts natürlich keine Zeit mehr gewesen.

Zum Schluss bleibt nur noch zu sagen, dass der MB100 sein Ziel, die senegalesische Grenze, natürlich ohne weitere nennenswerte Probleme erreicht hat. Eine sehr spannende Reparatur, die hoffentlich einzigartig bleibt.

Grüße an alle, die dabei waren,

Eiko Breuker